We’ll come United / CommUNITY Carnival – Eine Bemerkung

Im Frühjahr 2016 fand der erste “Karneval der Geflüchteten” in Berlin statt. Gerade die Einbeziehung Geflüchteter und verschiedener (antirassistischer) Initiativen schien gut zu gelingen. Überschattet wurde der Einsatz für die Rechte Geflüchteter jedoch durch antisemitische Tendenzen bei einem Teil der Organisator*innen und Teilnehmer*innen. So redete mit Mayam Grassmann eine Mitorganisatorin und regelmässige Teilnehmerin des jährlichen antisemitischen Al-Quds Aufmarsches von einem Lautsprecherwagen und auf der Demonstration erschallte wiederholt der Sprechchor “Intifada bis zum Sieg”. Ein Transparent, mit offensichtlicher widerlicher Intention, kündete von “6 Millionen vertriebenen Palästinensern”.

Was ist seit dem geschehen? Die Liste der Unterstützer*innen ist erheblich gewachsen und mit “We’ll come United” ist ein anderes Label samt eigener Website aufgetaucht unter welchem auch Veranstaltungen in anderen Städten durchgeführt werden. Von dieser Seite aus wird sich auch gegen das Mitbringen von National-Fahnen ausgesprochen. Jene der Palästinensischen Autonomiegebiete dürfte damit ebenfalls gemeint sein. BDS und F.O.R. Palestine treten nicht mehr offen unterstützend für den 16.09. auf und es ist die Bemühung zu erkennen, wie ein vollständig neues Bündnis zu wirken.

Leider hat es die notwendige Distanzierung als Reaktion auf genannte Vorkommnisse seitens der zu einem guten Teil gleichgebliebenen Akteure nicht gegeben. Wie beispielsweise die Interventionstische Linke es mit der Abgrenzung von antisemitischen Gruppen und Positionen hält konnte im letzten Jahr auch im Kontext des 1. Mai gut beobachtet werden. Mit dem Bündnis gegen Rassismus trommelt wieder eine Gruppierung für den Karneval, die ähnliche Personenkreise umfasst wie der Berliner BDS Ableger. Seine Vorstellung von Politik (#antizionismus) hat das Bündnis erst kürzlich wieder im Streit mit den Genoss*innen von demob deutlich gemacht. Das es sich in diesem Jahr von der “Parade” fernhalten wird ist kaum zu erwarten. Ohne eine klare Abgrenzung gegen den Hass auf Israel werden sich auch die anderen üblichen Hetzer*innen wieder angezogen fühlen. Dabei scheinen diese zumindest solange willkommen zu sein, wie ihr Agieren die Inszenierung nicht ins Stocken bringt. Doch selbst wenn diese in diesem Jahr gelingen sollte und sich die Förder*innen des gesellschaftlichen Antisemitismus stiller gerieren als sonst: Für uns ein Antirassismus der zulasten des Kampfes gegen Antisemitismus geht indiskutabel.