Statement zur BDS-Kundgebung in Berlin am 9. November

Am 9. November 1938 wurden etwa 400 Jüdinnen*Juden ermordet, über die Hälfte der Gebetshäuser und Synagogen in Deutschland wurde zerstört, in Berlin 11 von 14 Synagogen. Bereits vor dem 9. November wurden Jüdinnen*Juden Schritt für Schritt aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Es gab Berufsverbote, Ausschluss aus Universitäten und die Arisierung von jüdischen Unternehmen. Dies zeigte sich zum Beispiel für alle sichtbar in Sprüchen wie „Kauft nicht bei Juden“ an jüdischen Geschäften.

Ab dem 9. November begann die massenhafte Deportation in
Konzentrationslager. Der 9. November steht für den Auftakt der
Vernichtung von Millionen von Menschen, für den mörderischen
Antisemitismus des NS-Regimes. Der Antisemitismus war zentral für den deutschen Faschismus. Anknüpfend an einen christlichen Antijudaismus wurde das Judentum für alle möglichen Übel verantwortlich gemacht ( zum Beispiel für Kriege, die Inflation und …).
Der 9. November ein Tag des Gedenkens an die Novemberpogrome, an die Shoah und somit an 6 Millionen ermordete Jüdinnen*Juden.

Auch der BDS Kampagne (Boycott, Divestment ans Sanction) muss die Geschichte dieses Tages bekannt sein. Trotzdem haben sich ihre Akteur*innen entschlossen genau an diesem in Berlin eine Kundgebung gegen Israel zu organisieren. Von den antisemitischen Verbrechen schweigen sie dabei und behaupten lediglich den Fall der Berliner Mauer, der sich am selben Tag jährt, im Blick zu haben. In dem Aufruf der BDS Kampagne zur Kundgebung am 9. November heißt es dazu: „Israel hat ganz entscheidend dazu beigetragen, dass es zu dieser neuen weltweiten Ära der Mauern gekommen ist“. So wird auf absurde Weise eine Schuld Israels an Entwicklungen, wie der europäischen Abschottungspolitik behauptet, während die deutsche Beteiligung an den europäischen Mauern noch nicht einmal erwähnt wird. Diese Hauptschuldzuweisung knüpft, wie es häufig in Statments der BDS Kampagne ist, an alte antisemitische Erzählungen über „übermächtige Juden“ und ihre vermeintliche Schuld am Unglück der Welt an. Besonders widerwärtig mutet die Aktion an diesem Tag in Anbetracht
offensichtlicher Parallelen zwischen dem „Kauft nicht aus Israel!“ der BDS-Kampagne zum „Kauft nicht bei Juden!“ an.

Wir sehen die Aktion als indirekten Angriff auf das Gedenken an die Novemberpogrome und als Stärkung des Antisemitismus in Deutschland. Wir sind schockiert, dass an diesem Tag eine Veranstaltung stattfindet, die den Staat Israel angreift. Da jüdisches Leben weltweit weiterhin von Antisemitismus bedroht ist, bleibt der Staat Israel für viele Jüdinnen*Juden wichtiger Schutzraum.

Wir rufen dazu auf sich morgen ab 17 Uhr der Kundgebung und Demonstration am Mahnmal in der Levetzowstraße in Moabit zum Gedenken an die Novemberpogrome anzuschließen (fb.com/Gedenken-an-die-Reichspogromnacht-09-November-178141…). Wer vorher die Kundgebung der BDS-Kampagne stören will, findet diese ab 15 Uhr am Potsdamer Platz.